Entwicklung der Häuser in Holzhausen

Das früheste Verzeichnis über die Holzhauser Höfe stammt von 1556, als das Gut Holzhausen die Getreidezehnten auflistete, die jeder Bauer an das Gut Holzhausen zu entrichten hatte. Man darf getrost davon ausgehen, dass jeder der dort aufgeführten 25 Zehntpflichtigen ein eigenes Haus besaß, die meisten von ihnen im Unterdorf.

Aus den Haus-, Hof- und Steuerregistern von 1672 und 1682 lässt sich die Art der Bewirtschaftung ablesen: der weit überwiegende Teil der Flächen war Ackerland, was angesichts der teils meterdicken Lößschichten rund um das Dorf nicht verwundert. Zusätzlich hatte jeder noch eine Wiese von 1 - 2 Morgen, zum einen für die Pferde, die man als Zugtiere für das Bestellen der Äcker brauchte, zum anderen für die Kühe, deren Milch und Fleisch den Eigenbedarf deckten. Auch in den Kirchenbüchern findet sich die Tätigkeit der Bauern wieder: sie werden als Ackersmann, Ackerwirt und später als Landwirt bezeichnet. Nach dem Zehnten zu urteilen werden es überwiegend Getreidefelder gewesen sein. Nur vereinzelt lesen wir von Kuh- und Schweinehirten oder Schäfern.

Die Höfe konnte man nach ihrer Größen in mehrere Klassen einteilen; die Steuerlast richtete sich nach der Zugehörigkeit zu einer dieser Klassen:

Häuser und Gärten 1829
Häuser und Gärten im Unterdorf, 1829

Zu jedem Haus gehörten ein mehr oder weniger großer Hof, Wirtschaftsgebäude wie Scheunen und Ställe sowie ein Garten. Die Gärten lagen allerdings nicht direkt beim Haus, sondern für alle Häuser zusammen im Süden des Dorfs beiderseits der heutigen Schützenstraße. Die Karte zeigt rechts (=Norden) die Häuser des Unterdorfs, links die dazugehörigen Gärten. Es fällt auf, dass die an der Dorfstraße liegenden Häuser 2, 6-9 und 14 keinen Garten besitzen; dazu zählten auch die beiden Schmieden (Nr. 2 und Nr. 7) und der Sattler (Nr. 6).
Über das Urkataster von 1829, das auch der vorstehenden Karte zugrundeliegt, lassen sich erstmals die einzelnen Grundstücke ihren Besitzern zuordnen. Es waren zu dieser Zeit bereits 36 Höfe, davon allerdings einige im Oberdorf sowie östlich der Dorfstraße (Tappenheck). Die Felder liegen nach allen Seiten um das Dorf herum, es fehlt allerdings eine Darstellung, aus der für jeden Bauern die von ihm bewirtschafteten Felder hervorgehen.

In Holzhausen galt eine Höfeordnung, nach welcher der erstgeborene Sohn einer Familie den Hof übernahm; die jüngeren Geschwister wurden ausbezahlt oder gingen leer aus. Manchmal verließ der älteste Sohn das Dorf, dann trat der Nächstgeborene das Erbe an, und wenn ein Bauer keinen Sohn hatte, konnte auch ein eingeheirateter Schwiegersohn den Betrieb weiterführen. Waren keine Kinder vorhanden, ging ein Hof auch schon mal an einen Neffen oder anderen Verwandten.

Neben den Bauern mit eigenem Hof gab es in Holzhausen natürlich auch Bewohner ohne oder mit nur geringem Eigentum. Hier sind zunächst die Verwandten des Eigentümers, wie Eltern, Geschwister und Kinder zu nennen. Die großen Höfe hatten eigene Leibzuchthäuser, in denen die „Altenteiler“ ihren Lebensabend verbrachten, ausgestattet mit der nötigsten Ausrüstung und einer genau festgelegten monatlichen und jährlichen Versorgung. Manche Geschwister arbeiteten auf dem elterlichen Hof mit, oft wie ein Knecht, d.h. mit geringer Bezahlung, aber freier Kost und Logis. Viele allerdings verließen das Dorf mit der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Urkataster 1829
Grab von Ferdinand Caspar Siemens, geb. 1856 in Holzhausen, gest. 1941 in Louisville, Kentucky, und seiner Frau Mary T. Betz [Quelle: Find-a-grave – mpf59]

Manche heirateten in eines der Nachbardörfer, und konnten mit etwas Glück dort einen Hof übernehmen. Etliche gingen – vor allem gegen Ende des 19. Jahrhunderts – ins Ruhrgebiet, um Beschäftigung im Bergbau oder der Industrie zu finden. Hier waren sicherlich die Kontakte der Freiherrn von der Borch nützlich, die ja auch „Gutsherrn von Langendreer (bei Bochum) waren, was sie der Heirat ihres Ahns Arndt von der Borch mit Bate von Dreer, der Erbin des Ritterguts „Haus Langendreer“ verdankten. Wieder andere zog es noch weiter fort: sie wanderten aus, meist nach Nordamerika. So führt die Chronik allein von 1836-1880 zehn legale und illegale Emigranten auf.

Eine weitere große Gruppe waren die „Tagelöhner“. Dazu zählten sowohl die Landarbeiter auf den größeren Höfen oder dem Gut Holzhausen, aber auch die Beschäftigten der Borschschen Ziegelei und der Mühle. Weil der Lohn, der zudem saisonal stark schwankte, meist kaum zum Leben reichte, hatten auch diese Tagelöhner oft noch kleine Felder, die sie als „Kleinkötter“ im Nebenerwerb bewirtschafteten. So wie die Bewohner, haben auch die Häuser selbst eine Geschichte. Die meisten Häuser aus der Zeit vor 1800 sind inzwischen abgerissen, manche abgebrannt, manche renoviert. Da es in früherer Zeit keine Baugenehmigung notwendig war, um ein Haus zu bauen oder umzubauen, ist aber in den wenigsten Fällen das Baujahr bekannt. Hin und wieder findet sich in einem alten Balken eine Inschrift mit den Namen und dem Baujahr. All diese Schicksale der Bewohner und der Häuser, in denen sie gelebt haben, finden sich in den Hausgeschichten wieder, manchmal auch erst beim zweiten Hinsehen.

Die alten Hausnummern von 1787 haben in Holzhausen noch bis in die 1990-er Jahre überlebt, bis dahin bekam ein neues Haus – unabhängig von seiner Lage – einfach die nächsthöhere Nummer. Heute haben auch in Holzhausen alle Häuser eine Adresse, bestehend aus Straßenname und fortlaufender Nummer innerhalb der Straße. Diese neue Adresse ist bei jedem Haus angegeben, außerdem lässt sich der Standort aller Häuser über eine interaktive Karte anzeigen.

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